Unser orthodoxer Glaube und unser kirchliches Leben - Wie kann ich es jemandem  besser erklären?

Wenn wir als orthodoxe Christen mit unseren Freunden, Arbeitskollegen und Nachbarn, die in der katholischen, der evangelischen oder einer Freikirche beheimatet sind, oder die selbst keine Christen oder keine Christen mehr sind über unseren orthodoxen Glauben sprechen, so stellen unsere Gesprächspartner sehr bald eine Vielzahl von Einzelfragen. Sie möchten von uns gerne wissen, was wir als orthodoxe Christen glauben und wie sich unser christlich orthodoxer Glaube im kirchlichen Leben und auch in unserem privaten Alltag ausdrückt.

 

Dann müssen wir auf verwirrend viele Details eine möglichst verständliche Antwort finden. Dies war schon zur Zeit der ersten Christen so, denn der heilige Apostel Petrus fordert die orthodoxen Christgläubigen auf: "Seid stets bereit, jedem Rede und Antwort zu stehen, der nach der Hoffnung fragt, die euch erfüllt, aber antwortet bescheiden und ehrfürchtig." (1. Petrus 3:15-16)

 

In einem solchen Dialog werden wir zum Beispiel danach gefragt werden: Wo liegen die Gemeinsamkeiten oder auch Unterschiede in der Glaubenslehre und Frömmigkeit zu unseren nicht-orthodoxen Gesprächspartnern? Sind wir als orthodoxe Christen eigentlich russisch-, griechisch-, serbisch- oder rumänisch-orthodox? Ist unser Bischof, Erzbischof oder Patriarch so etwas ähnliches wie ein "orthodoxer Papst"? Wie unterscheiden sich unsere Göttlichen Mysterien von den katholischen und wie von den evangelischen Sakramenten? Darf mein Gesprächspartner als getaufter Christ bei uns in der orthodoxen Kirche mit zur Heiligen Kommunion kommen? Und wenn nicht, warum denn eigentlich nicht? Welche Bedeutung hat die Bibel in der orthodoxen Kirche? Müssen orthodoxe Gottesdienste wirklich so lang sein? Warum haben wir im Gegensatz zu den beiden westlichen Kirchen überall Ikonen? Warum gibt es bei uns im Gottesdienst nur Chorgesang, aber keine Orgel- oder Instumentalmusik? Weshalb verehren wir die Heiligen und wieso leben einige von uns im Mönchtum?

 

Da viele orthodoxe Gläubige in der Diaspora keinen geregelten Religionsunterricht erhalten haben, können sie in solchen Gesprächen allein aus dem Wissen schöpfen, das sie durch das religiöse Leben in ihren Familien und durch die Teilnahme an der kirchlich-orthodoxen Glaubenspraxis mitbekommen haben. Dadurch erscheinen sie in solchen Gesprächen oft unsicher und fühlen sich am Ende sogar in eine Verteidigungshaltung gedrängt, wenn es ihr Gesprächspartner viel besser versteht, seine evangelisch oder katholisch geprägte Sicht des christlichen Glaubens darzulegen. Darüberhinaus ist jedes religiöse Gespräch mit Muslimen oder der stetig wachsenden Zahl der Agnostiker und Ungläubigen von ganz eigenen Schwierigkeiten und Herausforderungen geprägt.

 

Deshalb sollen hier unter der Rubrik "orthodoxer Glaube & kirchliches Leben erklärt" verschiedene Einzelthemen des christlich orthodoxen Glauben vorgestellt und im Einzelnen so erklärt werden, das alle es verstehen können.

 

Priester Thomas Zmija