Das Leben von Christus empfangen - Die Heiligen Mysterien (Sakramente) der Orthodoxen Kirche - Teil 2: Die Vergebung des erbarmungsreichen Gottes - Beichte und Sakrament des Heiligen Öles (Krankensalbung)

 

Das Mysterium der heiligen Beichte

 

Priester Anastasios Bozikis

 

Gott ist die Quelle allen Lebens und aller Freude. Die Trennung von Seinem Leben, von Seinem Reich des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes führt uns unweigerlich ins Verderben, zur Verzweiflung und zum Tod. Er kam in diese Welt und wurde einer von uns; Er überwand den Tod durch Seinen eigenen Tod und Seine Auferstehung und bietet so allen, die an Ihn glauben und mit Ihm gehen wollen die Möglichkeit des ewigen Lebens.

 

Im Sakrament der Taufe sind wir mystisch, aber ganz real, mit Christus und Seinem lebendigen Leib – der Kirche – verbunden durch die wiederbelebende Kraft des Heiligen Geistes, so wie sie im Taufwasser wirkt. In Christi eigenen Worten „... wenn jemand nicht aus Wasser und Geist geboren wird, kann er nicht in das Reich Gottes kommen“ (Joh 3,5). Leider weisen wir im täglichen Leben, sogar nach der Taufe, immer wieder auf vielerlei Weisen Gottes Gabe des Lebens und Seine Werte zurück. Wenn wir uns dieser Tatsache stellen und sehen, wie oft wir das Ziel nicht erreichen, verstehen wir, dass uns die Sünde noch im Griff hat und ein Hindernis zwischen uns und Gott aufbaut. „Wenn wir sagen, dass wir keine Sünde haben“, schreibt der Hl. Johannes, „führen wir uns selbst in die Irre, und die Wahrheit ist nicht in uns“ (1.Johannes 1:8)

 

Das Sakrament der Beichte wird dann für uns das Mittel, durch das wir in unserem Leben die rettende Wirkung der Taufe zu erneuern, und heilt durch die Kraft Gottes die durch unsere Sünde zerrissene Beziehung zwischen uns und Ihm. „Wenn wir unsere Sünden bekennen, ist Er treu und gerecht; Er vergibt uns die Sünden und reinigt uns von allem Unrecht“ (1. Johannes 1:9)

 

 

Warum ist sie wichtig?

 

Jede Sünde korrumpiert unsere Beziehung zu Gott und zu unserem Nächsten. Es gibt keine „private“ Sünde. Sogar unsere geheimsten Gedanken haben letztendlich Einfluss darauf, wie wir uns benehmen und damit auf die Beziehung zu unserem Nächsten und zu Gott. Die Kirche war schon von frühester Zeit an der Ansicht, dass der einzige Weg uns mit Gott und mit denen, die wir – unmittelbar oder mittelbar –, verletzt haben zu versöhnen, die öffentliche Beichte unserer Sünden ist. So schrieb der Hl. Jakobus in seinem Brief: „Darum bekennt einander eure Sünden“(Jakobus 5:16). Dadurch kommt die Sünde ans Licht und wird ausgerissen, um zu verhindern, dass sie im Leben des Einzelnen oder der Kirche das was gut und gesund ist wie ein geistiges Krebsgeschwür befällt. 

 

In der frühen Kirche wurde vor der ganzen Gemeinde gebeichtet, aber über die Jahrhunderte verblieb nur noch der Priester als der einzige Zeuge der Kirche, vor dem wir unsere Beichte vor Christus ablegen. Damit blieb die „öffentliche“ Natur des Sakraments erhalten, aber gleichzeitig wurde es vor Leuten geschützt, die ihm nicht den nötigen Respekt zollten. Der Priester übt durch die Gnade des Heiligen Geistes die Vollmacht aus, die Christus Seinen Aposteln verliehen hat, Gottes Vergebung dem kund zu tun, der wirklich bereut und offen beichtet. „Wem ihr die Sünden vergebt, dem sind sie vergeben; wem ihr die Vergebung verweigert, dem ist sie verweigert“(Johannes 20:23).

 

 

Wie bereiten wir uns auf die Beichte vor?

 

Das Sakrament selbst ist die letzte Phase eines Prozesses der Selbstprüfung und Reue vor Gott. Das geht nicht mechanisch und ohne geistige Vorbereitung, denn wir können nur Vergebung erlangen für etwas, was wir wirklich bereit sind hinter uns zu lassen. Vor der Beichte sollten wir einige Zeit beten und nachdenken, damit wir uns nicht nur unseren Taten stellen können, sondern auch dem, was wir sind und was wir werden. Still müssen wir Gott bitten, uns das in unserem Leben zu offenbaren, was zum Hindernis für unsere Beziehung zu Ihm geworden ist. Wenn es die erste Beichte ist, sollte man vielleicht das ganze bisherige Leben Revue passieren lassen und die wichtigeren Ereignisse notieren, für die wir uns schuldig fühlen oder die uns immer noch bedrücken. Dann sollten wir unser Leben der letzten Monate, Wochen und Tage näher anschauen. Als Leitlinie ist es gut die Zehn Gebote und die Bergpredigt (Matthäus 5-7) zu lesen. Diese Abschnitte eignen sich als geistlicher Spiegel, in dem wir ein Abbild unser Selbst sehen können. Da Gott uns alles wieder ins Gedächtnis zurückruft, können wir es notieren und den Zettel mit zur Beichte nehmen. So können wir sicher sein, dass wir alles sagen, was wir sagen wollen und vermeiden die Sünden zu vergessen, die uns am meisten verlegen oder beschämt machen.

 

Der Priester bereitet sich durch Gebet auf das Beichthören vor.
Der Priester bereitet sich durch Gebet auf das Beichthören vor.
Bevor wir unsere Sünden bekennen spricht der Priester Gebete, die uns auf das Sakrament der Beichte vorbereiten.
Bevor wir unsere Sünden bekennen spricht der Priester Gebete, die uns auf das Sakrament der Beichte vorbereiten.
Wir bekennen in der Anwesenheit des Priesters vor Gott unsere Sünden.
Wir bekennen in der Anwesenheit des Priesters vor Gott unsere Sünden.
Am Ende erteilt uns der Priester im Abolutionsgebet die Vergebung der Sünden.
Am Ende erteilt uns der Priester im Abolutionsgebet die Vergebung der Sünden.

 

Was geschieht in der Beichte?

 

Jeder Priester kann die Beichthandlung leicht variieren, aber generell wird der Priester mit Epitrachilion oder Stola am Anfang ein Gebet sprechen und uns dann vor eine Ikone Christi sitzen lassen um die Beichte zu hören. Manchmal wird der Priester Fragen stellen um uns weiter zu helfen oder etwas zu klären, aber im Großen und Ganzen sollten wir uns so verhalten, als wären wir beim Arzt. Wir schildern dem Priester unsere Sünden, die Symptome sind für unsere geistliche Krankheit, so ehrlich und offen wie wir können, damit er Gott bitten kann uns zu vergeben, und uns beraten kann, wie wir im täglichen Leben diese Sünden meistern und überwinden können. Unsere Beichte muss also klar sein, ohne Ausflüchte und ohne auf die Sünden anderer einzugehen. Wir müssen auf Gott vertrauen, dass Er alles über uns weiß und Er uns vergeben wird, wenn es nötig ist. Wir müssen uns Ihm anvertrauen und Ihn um Vergebung bitten für den unentschuldbaren Teil von uns, der die Sünde ist. Am Schluss der Beichte kann uns der Priester noch einen Rat geben und manchmal eine Buße, die keine Strafe ist, eher Medizin, um uns zu helfen die Sünde in unserem Leben auszurotten. Dann wird er uns bitten hinzuknien, er legt das Epitrachilion auf unseren Kopf und liest das Gebet der Vergebung, das uns ermutigt der Gnade Gottes und Seiner Liebe zu uns zu vertrauen. Für jeden orthodoxen Christen ist eine Beichte, die mit ganzem Herzen abgelegt wird, die Chance sein Innenleben zu reinigen und einen Neuanfang in seiner Beziehung zu Gott zu machen – eine Gelegenheit, wieder in das Leben und die Freude des Reiches Gottes einzutreten.

 

Quelle: www.greekorthodox.org.au

 

 

Das heilige Sakrament der Beichte oder der Buße

 

Thomas Zmija v. Gojan

 

Die Buße (russisch: таинство покаяния исповедь),  ist das Sakrament (griechisch: μυστήριον = "Mysterion") in dem der Mensch, der seine Sünden aufrichtig bekennt, von Gott selbst die Verzeihung dieser Sünden erlangt. Der Priester vertritt, wie bei der Spendung aller anderen Sakramenten, nur den eigentlichen Hohen Priester in der Kirche: Christus Selbst. Er ist durch die sakramentale Priesterweihe einerseits die Hand und der Mund Christi während der Gottesdienste und vor allem bei der Spendung der Sakrtamente, andererseits ist er vom Bischof und damit von der Kirche beauftragt, in dieser Kirche und an diesem Altar diese Gottesdienste und die heiligen Sakramente zu feiern und dem gläubigen Volk zu spernden. Die Vollmacht dazu erhielten die heiligen Apostel vor der Himmelfahrt des Herrn direkt von Christus, denn Er blies sie an und sprach zu ihnen: "Nehmet hin den Heiligen Geist! Welchen ihr die Sünden erlaßt, denen sind sie erlassen; und welchen ihr sie behaltet, denen sind sie behalten (vgl.: Johannes 20, 22-23). Die heiligen Apostel übergaben diese Vollmacht an ihre Stellvertreter und Nachfolger die Bischöfe und diese wiederum an ihre Vertreter in den einzelnen Gemeinden, die Priester. So spricht der Priester, nicht aus eigener menschlicher Vollmacht, sondern durch das sakramentale Charisma, das er in seiner Priesterweihe empfangen hat, den Beichtenden sichtbar von seinen Sünden los.

 

Die Buße ist für jeden Christen erforderlich, wenn er ein echtes Glied der Heiligen Kirche sein will, denn die Sünden trennen den Menschen von Gott, dem Quell alles Guten, und entfremden ihn Christus, der das Haupt der Kirche ist. Sogar die Heiligen haben ihre Sünden bekannt, denn je näher ein Mensch Gott ist, desto klarer sieht er seine Unwürdigkeit vor Ihm. Nur Gott ist ohne Sünde, wir Menschen aber fallen, seltener oder häufiger, aber ausnahmslos, in kleinere oder größere Sünden. Die Sünde ist ein furchtbares Übel, aber die heilige Kirche lehrt uns, dass nicht die Sünde an sich das Furchtbarste ist, sondern wenn der Mensch sein Herz verhärtet und sich verstockt und sich dann nicht mehr zur Reue und Beichte bereit findet.

 

 

Unser Herr Jesus Christus hat die Sünden der Menschen der ganzen Welt am Kreuz gesühnt, und jetzt kann auch der größte Sünder, wenn er von Herzen bereut, auf Erlösung hoffen. Erinnern wir uns, dass auf Golgotha neben dem Kreuz Christi auch zwei andere Kreuze gestanden haben, an denen die beiden Schächer hingen. Und jener Schächer, der am Kreuz seine Sünden bereute und Christus bat “Gedenke meiner, wenn Du in Dein Reich kommst”, ging als Erster in das Himmelreich ein. Ohne Reue ist Erlösung unmöglich, deshalb wird es verständlich, welch große Bedeutung dieses Sakrament in der Kirche hat.

 

“Wenn wir sagen, dass wir keine Sünde haben, führen wir uns selbst in die Irre, und die Wahrheit ist nicht in uns. Wenn wir unsere Sünden bekennen, ist Er treu und gerecht; Er vergibt uns die Sünden und reinigtuns von allem Unrecht.” (1. Johannes 1: 8)

 

Die Beichte bestand in der Kirche schon seit Anbeginn. Schon zu den Aposteln kamen Menschen “und bekannten offen, was sie (früher) getan hatten”. In jener Zeit war die Beziehung der Menschen zur Kirche so offen und das Bemühen um die Erlösung von den Sünden so stark, dass überall die allgemeine Beichte verbreitet war: der Sünder beichtete offen vor allen. Die Bussdisziplin war sehr streng. Für große Sünden wurden strenge Strafen auferlegt, bis hin zum Ausschluss aus der Kirche für lange Zeit, manchmal sogar bis zur Todesstunde. Für die Wiedereingliederung in die Kirche musste man nach einer schweren Sünde Werke der Buße vollbringen, nicht nur in Worten Reue zeigen, sondern auch in Taten und die Sünden durch einen reinen und untadeligen Lebenswandel wieder gutmachen. Der Sinn der Buße liegt nicht im Bekenntnis, dass man Sünder ist - dies wäre zu einfach, sondern in der Veränderung der Lebensweise, die zur Sünde führt. Sonst könnte man bei der Beichte sagen: “Verzeih mir, o Herr!” und zur nächsten Beichte mit den gleichen Sünden kommen. Deshalb überprüften die Christen in früheren Zeiten die Aufrichtigkeit der Buße, bevor die Absolution erteilt wurde.

 

Die Büßer wurden früher in vier Kategorien eingeteilt. Die „Weindenden“ wagten das Kirchengebäude, wo die Gottesdienste gefeiert wurden, nicht zu betreten und baten bloß die Vorbeigehenden, für sie zu beten. Die „Hörenden“ standen im Vorraum und hörten die Worte des Gottesdienstes. Es war ihnen erlaubt, den Segen zu erbitten, aber genauso wie die Katechumenen durften sie an der Liturgie der Gläubigen nicht teilnehmen und verließen die Kirche unter Tränen bei den Worten: ”Ihr Katechumenen, gehet hinaus!” Die „ Zu Boden Fallenden“ standen schon in der Kirche selbst, wenn auch nur in ihrem hinteren Teil, und durften ebenfalls an der Liturgie der Gläubigen nicht teilnehmen, nur die „In der Gemeinschaft Stehenden“ blieben die ganze Zeit beim Gottesdienst. Sie durften aber nicht kommunizieren. Da aber früher alle Gläubigen kommunizierten, die bei der Liturgie anwesend waren, erlebten die Büßenden ihren Ausschluss von den Heiligen Gaben als besonders schwer. So streng behandelte die Kirche die Menschen, die sich freiwillig durch ihre Sünden von Christus trennten. Mit Beginn des 9. Jahrhunderts wurde die private Beichte überall eingeführt, und die Kategorien der Büßer wurden abgeschafft, aber auch damals wurde man für schwere Sünden auf Jahre exkommuniziert.

 

 

Die Vorbereitung auf die heilige Beichte

 

Obwohl die Buße ein eigenständiges Sakrament ist und bei Bedarf unabhängig von anderen Sakramenten empfangen werden kann, sogar außerhalb eines Gottesdienstes, ist sie doch der Tradition und dem Sinn nach mit der Vorbereitung auf den Empfang der Heiligen Gaben Christi verbunden. Das Gefäß der Seele muss gereinigt sein, bevor es die Heiligen Geheimnisse des Leibes und Blutes Christi aufnehmen kann. Damit die Beichte nicht zu einer bloßen Formalität vor dem Kommunionempfang wird, ist es notwendig, sich auf die Beichte entsprechend vorzubereiten. Bei den meisten orthodoxen Christen ist es üblich, vor der Beichte und Kommunion Kanon-und Buß-Akathistos-Hymnen zu lesen sowie besondere Gebete, welche die Seele in die entsprechende Stimmung versetzen. Die großen Heiligen der Kirche, die Verfasser dieser Gebete, waren gleichzeitig auch Meister der Reue, deshalb sind alle ihre Gebete vom Geist der Buße durchdrungen. Die Regeln für das Lesen der Kanon-, Akathistos-Hymnen und Gebete vor der Beichte und Kommunion finden Sie im Orthodoxen Gebetbuch im Kapitel “Vorbereitung auf die heilige Kommunion”.

 

 

Der Ritus des heiligen Sakramentes der Beichte oder Buße

 

Der Priester steht vor den heiligen Ikonen und dem Pult, auf dem ein Evangelienbuch und ein Kreuz liegen, und liest hörbar die Gebete für die Beichtenden. Nach dem Ende dieser Gebete wendet sich der Priester den Anwesenden zu und spricht folgende Ermahnung: “Mein Kind: Christus steht unsichtbar hier und nimmt deine Beichte an. Schäme dich nicht, fürchte dich nicht, verheimliche nichts vor mir, sondern sage alles, was du gesündigt hast, sei nicht verlegen, um die Vergebung (der Sünden) von unserem Herrn Jesus Christus zu erlangen. Hier ist Sein Bild vor uns: ich bin nur der Zeuge, um vor Ihm alles zu bezeugen, was du mir sagen wirst. Wenn du mir etwas verheimlichen wirst, so wirst du die doppelte Sünde haben. Verstehe, dass du zu einer Heilstätte gekommen bist, so sollst du nicht ungeheilt von hier fortgehen.” Danach nennt der Priester gewöhnlich die Sünden, die Beichtende begangen haben könnten, und ruft zur aufrichtigen Reue auf. Dann beginnt die eigentliche Beichte. Die Beichtenden gehen einer nach dem anderen zum Priester, der mit dem Epitrachelion (einer Stola die die priesterliche Amtsgnade versinnbildlicht) bekleidet vor dem Pult mit dem Kreuz und demEvangeliar steht und jeden Herantretenden anhört. Furcht oder Scham sind hier eigentlich völlig fehl am Platz, obwohl sie eine normale erste menschliche Regung darstellen. Jedoch sollen wir uns vor dem Priester überhaupt nicht schämen. Er hört so viele Beichten, dass er sich daran gewöhnt hat, den Sünder nicht zu verurteilen, sondern sich über seine Reue zu freuen, zumal  die Heilige Beichte eine geistliche Heilstätte ist, denn unsere orthodoxe Kirche versteht die Sünde nicht in erster Linie als eine Gesetzesverletzung, für die kirchenrechtlich-juridisch Buße zu tun ist, sondern als  eine geistliche Erkrankung, ein Krebsgeschwur, das zuerst die Seele, dann aber auch den Leib angreift. So sagt der Heilige Apostel Paulus, dass die Folge der Sünde zuerst der geistliche und daraus folgend der leibliche Tod ist. (vgl.: Römer 6: 23). Insofern sind unsere Umkehr und aufrichtige Reue (griechisch:  μετάνοια = "Metanoia", die von uns zu leistende Voraussetzung sind, damit die uns in der gesprochenen Absolution durch den Priester von Christus Selbst geschenkte sakramentale Sündenvergebung an unserer Seele wirksam werden kann. Das griechische Wort μετάνοια = "Metanoia" bedeutet Umwandlung des Sinnes. Da jedes Sakrament nicht automatisch oder magisch an uns wirkt, sondern unser freiwilliges Zusammenwirken (griechisch:  συνέργεια = Synergeia) mit dem Rettungswillen Gottes voraussetzt, damit wir die Gnade des Sakramentes empfangen können, sind aufrichtige Reue, Buße und Umkehr unsere Voraussetzungen für dem guten Empfang der Heiligen Beichte. So ist es diese notwendige Haltung der aufrichtigen Reue, dass wir unsere Sünden aufrichtig bekennen, wie wir sie getan haben und nicht versuchen sie zu rechtfertigen, oder nsereu Sünden undeutlich anzusprechen und sie nicht direkt zu benennen.

 

Nach dem Sündenbekenntnis legt der Priester sein Epitrachelion (die Stola die die priesterliche Amtgnade symbolisiert) auf das Haupt des Beichtenden, spricht das Absolutionsgebet und segnet ihn während der letzten Worte.

 

Manchmal gibt der Priester vor dem Gebet noch nützliche Ratschläge, die uns helfen sollen mit unseren Leidenschaften zu kämpfen und die Sünde zu überwinden. Denn im Prozess des Sündigens gibt es im inneren des Menschen eine Gewöhnung an das begehen der Sünden. Es nisten sich im menschlichen Herzen schlechte Gewohnheiten ein, die nur mit festem Willen, durch Demut, Gebet, Fasten und echte Reue überwunden werden können.

 

In diesem Sinne sind auch die Epitimien zu verstehen, die der Priester manchmal in Verbindung mit der heiligen Beichte verhängt. Sie sind nicht im Sinne kirchenrechlicher Strafmaßnahmen, sondern vielmehr als wichtige Bestandteile der geistlichen Therapie zu verstehen, damit sich der Beichtende wirklich von festgefahrenen Leidenschaften und sündhaften Gewohnheiten abwenden kann. Insofern sollten wir die kirchliche Buße (Epitimie) nicht einfach nur im griechischen Wortsinn als “auferlegte Strafe”, sondern vielmehr als Unterstützung bei der Umkehr des Sünders verstehen. Auch ist diese kirchliche Buße heutzutage meist nicht mehr der Ausschluss von der Kommunion für eine bestimmte Zeit, sondern der Auftrag, bestimmte Gebete zu verrichten, zu fasten, oder Werke der Wohltätigkeit zu üben verbunden.

 

Wenn die in der Beichte bekannten Sünden gegen andere Menschen gerichtet waren, kann und muss der Priester von uns fordern, dass wir uns mit diesen Menschen versöhnen und sie um Verzeihung zu bitten. Denn wir das Gebet, dass Christus der Herr uns selbst gelehrt hat, beten, so sagen wir: "...und vergib uns unsere Schulden, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern." Und der Herr sagt auch: "Richtet nicht, auf daß ihr nicht gerichtet werdet. Denn mit welchem Gericht ihr richtet, werdet auch ihr gerichtet werden; und mit welchem Maßstab ihr meßt, wird euch selbst zugemessen werden.…" (Matthäus 7: 1-2). Die Weigerung selbst barmherzig und verzeihend zu sein, unsere egoistisch-selbstherrliche Unversöhnlichkeit ist ein Haupthindernis, damit wir Gottes Gnade empfangen können. Wer sich davon nicht abwendet, kann werder das Sakrament der Heiligen Beichte noch die Heilige Kommunion so empfangen, dass es zu seinem Heil dient. Der Empfang der Heiligen Beichte endet damit, dass der Beichtende sich nach dem Absolutionsgebet bekreuzigt, und zum Zeichen, dass er Frieden mit Gott und seinem Nächsten gefunden hat und dass er den festen Willen hat, ab jetzt wieder voll Eifer auf dem Weg der Gebote Christi das Heilige Kreuz und das Evangelienbuch auf dem Pult küsst.

 

 

Dieser Artikel wurde unter maßgeblicher Verwendung

von Andreij Lorgus, Michail Dudko, "Orthodoxes Glaubensbuch.

Eine Einführung in das Glaubens- und Gebetsleben der Russischen Orthodoxen Kirche" zusammengestellt.

 

 

„Heiliger Vater, Arzt der Seele und des Leibes, Du sandtest Deinen einziggeborenen Sohn, unseren Herrn Jesus Christus, der alle Krankheit heilt und vom Tode erlöst. Heile auch Deinen Diener (Deine Dienerin) (Name) von der ihn (sie) umfangenden körperlichen und seelischen Krankheit und belebe ihn (sie) durch die Gnade Deines Christus… “ 

 

Die heiligen Sakramente der Krankensalbung und Kommunion und das Heil der Kranken

 

 

Thomas Zmija v. Gojan

 

Kranke und Sterbende seelsorgerlich zu begleiten, gehört zu den zentralen Aufgaben der priesterlichen Pastoral. Sie umfasst sowohl den Betroffenen, als auch seine Angehörigen, die Ärzte und das Pflegepersonal, denn auch diese werden angesichts von Krankheit und Tod mit den Grenzen unseres menschlichen Daseins und den existenziellen Fragen des Glaubens konfrontiert.

 

Krankheit und Tod sind ein äußerst existentielles Thema. Wenn ich ernsthaft krank bin, fühle ich mich geschwächt. Ich leide und habe Schmerzen. Irgendwie bin ich entwurzelt. Vielleicht bin ich depressiv. Mir fehlt die Kraft, aufzustehen. Nicht nur körperlich, sondern auch geistig fehlt mir die Energie. Ich brauche die wenigen Kräfte, die ich habe, um mich auf meine Genesung zu konzentrieren, meine Vitalität zu forcieren, gegen meine Krankheit an zu kämpfen, oder um – wenn Genesung nicht möglich ist – mich mit meiner Situation geistig und geistlich auseinanderzusetzen. Wenn ich akzeptiere, dass ich bald sterben werde – bis zu dieser Akzeptanz ist es oft schon ein langer Weg – verabschiede ich mich, traurig, vielleicht erleichtert, vielleicht sogar fertig mit meinem Leben, dessen Kräfte aufgebraucht sind.

 

In Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen ist die Kommunionfeier für Kranke und Sterbende ein übliches Phänomen. Sie wird auf Stationen gefeiert und die Kommunion wird den Kranken an sein Bett gebracht. Ist der Kranke noch nicht zu sehr geschwächt, kann die Krankenkommunion auch im Rahmen eines Molebens in der Krankenhauskapelle gespendet werden. In der Orthodoxen Kirche ist die Heilige Kommunion auch unsere Wegzehrung, die uns auf unsere letzte Reise zu Christus hin vorbereitet.

 

Gläubige und dem kirchlichen Leben verbundene orthodoxe Christen wissen darum, dass das irdische Leben nur ein Durchgang zu unserem eigentlichen Leben bei Christus in Seiner Herrlichkeit ist. Deshalb haben sie ihr Leben darauf ausgerichtet, mehr und mehr mit Christus und Seiner Gegenwart in ihrem Leben vertraut zu werden. Diese Vertiefung der Gemeinschaft mit Christus nennen wir Vergöttlichung (Theosis). Insofern betrachten es gläubige Orthodoxe als eine Gnade, wenn sie wissend und geistlich vorbereitet diese letzte irdische Reise antreten. Mittel dieser Vorbereitung sind die Sakramente der Beichte, der heiligen Kommunion (Krankenkommunion), und des Sakramentes des heiligen Öls (Krankensalbung). Darüber hinaus kennt die orthodoxe Kirche viele Gebetsgottesdienste für die Kranken. Auch sie werden in der Regel von einem Priester mit dem Kranken, seinen Angehörigen und Freunden gebetet. Jedoch können die Kanon-Hymnen, der Trostkanon zur allheiligen Gottesgebärerin (kleine Parakisis) und der Sterbekanon und die "Gebete beim Ausscheiden der Seele aus dem Körper" von jedem Menschen gebetet werden. Auch der gläubige Kranke ist in seiner Situation verängstigt, bedarf der menschlichen Nähe, der Möglichkeit sich auszusprechen und seine Emotionen zu artikulieren und der tiefsten Gemeinschaft, zu der wir Menschen fähig sind, der Gemeinschaft im Gebet.

 

 

Bei allen Gebetssandachten (Moleben) und Gottesdiensten mit Kranken und Sterbenden, ist es besonders wichtig, auf die Situation der konkreten kranken oder sterbenden Person einfühlsam Rücksicht zu nehmen. Sowohl das Gespräch mit Kranken als auch das Beten und Gottesdienstfeiern mit ihnen erfordern eine große Sensibilität. Notwendig ist zumindest das Wissen, dass jede kranke Person anders ist, dass jede seelisch und körperlich Krankheit anders verläuft. Gut zuhören und echt empfundene Empathie zu zeigen, sind deshalb für Angehörige, Freunde, das Pflegepersonal und den Priester äußerst wichtig, wenn sie mit Kranken umgehen. (Diese Qualitäten sind übrigens im ganzen Leben sehr wichtig.) Deshalb ist, wenn der geistliche Vater oder der Beichtvater des Kranken nicht erreichbar ist, auch die sprachliche Situation des Kranken zu berücksichtigen. Sicherlich ist es richtig und gut, wenn der Sterbeprozess bereits eingesetzt hat, den nächsten erreichbaren orthodoxen Priester zu rufen. Doch sollte wenn möglich der geistliche Vater des Kranken oder ein Priester, der die Mutter- oder Hauptsprache des Kranken beherrscht, dann gerufen werden, wenn der Tod noch nicht unmittelbar in das Leben des Kranken getreten ist.

 

Auch ist es wichtig, dass sich der Priester Zeit für das seelsorgerliche Gespräch zu nehmen kann. Wir Orthodoxen wissen, dass auch das seelsorgerliche Gespräch zwischen dem gottgeweihten Priester und dem Kranken eine Begegnung zwischen Gott und dem erkrankten Mensch ist, auch hier leuchtet das Antlitz Christi auf. In diesem Sinn hat jedes seelsorgerliches Gespräch des Priesters sakramentalen (= heilenden) Wert. Diese Gespräche haben auch deswegen einen besonders hohen Stellenwert, weil in ihnen nicht selten seelische Schmerzen und Belastungen zu Tage treten. Zu nennen sind hier unter anderem Bitterkeit oder die Unfähigkeit, Leid, das andere einem angetan haben, zu vergeben. Diese Affekte tragen zu psychischen Problemen und Krankheiten bei und können die Genesung körperlicher Krankheiten geradezu verhindern. Vergebung wirkt hier genesungsfördernd. Deshalb ist das Sakrament der Beichte für den seelischen und körperlichen Heilungsprozess besonders wichtig und geht deshalb auch in der Regel der Krankenkommunion und der Krankensalbung voraus.

 

 

Die Krankensalbung, das Ölsakrament, griechisch "Gebetsöl" (Euchelaion) genannt, ist das Sakrament, in dem die Kirche für einen Kranken die Gnade Gottes erfleht, welche die Krankheiten der Seele und des Leibes durch Salbung mit geweihtem Öl heilt. Nach orthodoxem Verständnis sind Krankheiten und am Ende der Tod die unvermeidliche Folge der Sünden in unserem Leben (vgl.: Römer 6:23). Die Sünden vergiften unsere Seele und finden in Krankheit und Tod dann ihren körperlichen Ausdruck. Deshalb liegt der Hauptaugenmerk des Ölsakramentes auf der Vergebung der Sünden. Deshalb kann auch jeder orthodoxe Christ, egal ob er oder sie körperlich krank war oder nicht, am Ölsakrament in der Karwoche teilnehmen. Aufgrund der ausführlichen Texte der Ölweihe und der sieben Salbungen, sowie aufgrund der zahlreichen Lesungen, Gesänge und Gebete ist die Krankensalbung einer der längsten orthodoxen Gottesdienste. Wenn möglich, so sollen sieben Priester an der Feier teilnehmen, die sieben Gebete und Evangelien lesen und die sieben Salbungen des Kranken vollziehen. Ursprünglich war das Ölsakrament eng mit dem Morgengottesdienst (Orthros/ Utrenija) und der Liturgiefeier verbunden. Etwa seit dem dreizehnten Jahrhundert wurde sie davon getrennt.

 

In der Feier der Krankensalbung drückt sich der orthodoxe Glaube aus, dass der HERR die Macht hat, jeden Menschen nach seinem Glauben zu heilen, und zwar den ganzen Menschen, sowohl die Seele als auch den Körper. Diese Heilshandeln Gottes wird durch das Handeln der Ärzte unterstützt, denn die heutige medizinische Kunst der Ärzte ist die Erhörung der Gebete unzähliger christlicher Generationen (so Erzbischof Gabriel von Komana). Das Sakrament der Krankensalbung will uns, wenn wir beginnen den Körper zu heilen, nicht die seelischen Ursachen, die Sünde als den Grund der Krankheit, vergessen lassen. Die Spendung des Ölsakramentes bedeutet jedoch nicht, dass wir aufhören sollten, unsere Medikamente einzunehmen oder den Arzt aufzusuchen, denn wenn Heilung durch einen Arzt geschieht, so ist auch dies Gnadenhandeln Gottes.

 

Oft wird die Krankensalbung mit der Beichte und Kommunion verbunden. Wenn der Kranke vor dem Tod steht, empfangt er zuerst das Sakrament der Buße und die Kommunion, dann erst die Krankensalbung. Gewöhnlich jedoch, wenn der Kranke nicht in Todesgefahr ist, beichtet er zuerst und wird anschließend gesalbt.

 

Das Sakrament der Krankensalbung - Таинство Елеосвящения (Соборование).
Das Sakrament der Krankensalbung - Таинство Елеосвящения (Соборование).

 

Den Regeln nach soll das Sakrament der Krankensalbung als Symbol der Fülle der Kirche von sieben Priestern gespendet werden und heißt deshalb im slavischen auch Soborovanie (vom kirchenslawischen Wort Sobor = Versammlung). Deshalb wird auch der Vollzug des Gottesdienstes in sieben Abschnitte geteilt. In jedem einzelnen werden Gebete und je eine Perikope aus den Apostelbriefen und dem heiligen Evangelium gelesen.Jedoch ist es oft nicht möglich sieben Priester zum Vollzug des Sakramentes zu bitten. Deshalb wird das Sakrament in der Regel von einem Priester gespendet.

 

Der Gottesdienst zur Spendung des Ölsakramentes selbst besteht aus vier Teilen. In der Einführung werden unter anderem die Psalmen 142 und 50 gelesen sowie der Kanon und einige andere Troparien gesungen. Darauf folgen die Ektenija, die Ölweihe und wiederum Troparien. Der dritte Teil besteht aus den "Zyklen der sieben Priester". In jedem Zyklus sind eine Epistel, ein Evangelium, Fürbitten sowie zwei Gebete und die Salbung der kranken Person vorgesehen. Zum Schluss wird ein Absolutionsgebet gesprochen und es findet die Entlassung statt.

 

Der Angesprochene dieses Mystêrion – das griechische Wort für Sakrament – ist der kranke, sündige Mensch. Die Lesungen, Gebete und Gesänge des orthodoxen Gottesdienstes schildern deshalb, wie Gott sich um den gefallenen und kranken Mensch kümmert und ihn wieder aufrichtet. Gott wird angefleht, den Leib und die Seele des leidenden Menschen zu segnen und zu heilen. Die orthodoxe Antropologie (Lehre vom Menschen) hält auch heute gegenüber dem modernen Zeitgeist daran fest, dass Sünden und Krankheit, Vergebung und Genesung, Körper, Seele und Geist untrennbar mit einander vereinigt sind; dass jeder Mensch sündigt und daher krank ist; dass niemand leiblich völlig gesund ist; dass jeder oder jede an einer verborgenen Krankheit leidet und dass Prävention der weiteren Verstrickung in den Sündenzusammenhang auch der Beginn einer jeden Heilung ist.

 

Das Euchologion (Trebnik) der orthodoxen Kirche enthalten ebenfalls Gebete für den Exorzismus (Dämonenaustreibung). Jedoch ist, nach der Anweisung der orthodoxen Bischöfe, klar zwischen dem Sünden-Krankheit-Zusammenhang, dessen Heilmittel der Empfang der Sakramente der Beichte, Kommunion und Krankensalbung sind und den wenigen, bestimmten Ausnahmefällen - wo auch nicht eine psychisch-seelische Erkrankung vorliegt - sondern eine wirkliche dämonische Besessenheit zu Tage tritt, zu unterscheiden. Erst wenn alle anderen sakramentalen und seelsorgerlichen Mittel versagen haben, dürfen nach der Anweisung der Bischöfe, diese speziellen Exorzismusgebete benutzt und nur von darin erfahrenen Priestern gesprochen werden. Dabei handelt es sich in der Regel um Priestermönche und Starzen, die sowohl von ihrem Diözesanbischof, als auch vom Abt des Klosters den Segen für diese besondere seelsorgerliche Aufgabe erhalten haben. Allerdings sind Exorzismen in vielen orthodoxen Gegenden, namentlich auf dem Lande, bis heute bei vielen Laien sehr beliebt. Ebenfalls populär sind gerade im Mittelmeerraum die Riten zur Befreiung vom "bösen Blick". Man begegnet diesen und ähnlichen abergläubischen Praktiken und Vorstellungen gerade bei Gläubigen, die eine vereinfachende Denkstruktur und ein oft synkretisch- magisches Weltbild aus heidnischen und christlichen Vorstellungselementen pflegen, immer wieder. Ein derartiger Aberglaube ist jedoch zugleich eine Form der Idolatrie, der Götzenanbetung und kann deshalb auf gar keinen Fall Bestandteil eines ernsthaften orthodoxen geistlichen Lebens sein.  

 

Die Rolle des Glaubens bei der Heilung ist ein wichtig. Ärzte, Therapeuten und Pflegepersonal erfahren sie als nicht zu unterschätzenden, wichtigen und unterstützender Faktor. Jedoch gibt es hier keinen Automatismus. Die Frage, warum der Leib nicht gesundet – trotz intensiven Gebetes und trotz starken Glaubens – lässt sich auch vom Standpunkt des orthodoxen Glaubens nicht einfach und glatt beantworten. Die menschliche Erfahrung lehrt, dass Genesung ist dennoch nicht immer eine Folge des Glaubens ist und ebenso wenig Glaube immer eine Bedingung der Genesung ist. Es gibt Personen, die an Gottes heilende Liebe stark glauben und nicht geheilt werden, und es gibt Personen, die dem Heilsangebot Gottes skeptisch gegenüberstehen und trotzdem genesen. Deshalb ist trotzdem nicht alles Zufall, sondern Zeichen der für uns Menschen unergründlichen Allmacht Gottes. Seinen Ratschluss können wir Menschen nicht immer begreifen. Der Glaube an Gott, an Seine Liebe und Kraft, bedeutet nicht, dass Christen Leid und Verlust nicht erfahren müssen. Jedoch haben wir Christen einen Gott, der uns durch Seine Leiden am Kreuz in unseren eigenen Leiden nahe ist. "Wer mir nachfolgen will, der verleugne sich selbst und nehme sein Kreuz auf sich und folge mir," (Matthäus 16:24) CHRISTUS, der EINGEBORENE SOHN DES EWIGEN und LEBENDIGEN GOTTES ist zugleich der MENSCHGEWORDENE GOTT, der uns in unseren eigenen Leiden nachgeht, der uns dort nicht allein lässt, und der uns durch Seine Auferstehung von den Toten ebenfalls auferwecken und in Sein himmlisches Reich führen wird. Diese irdische Leben ist für den Glaubenden weder das einzige noch das eigentliche Leben, so sehr wir es als Gabe Gottes annehmen und als gelebte Gemeinschaft mit Gott und zum Wohl unserer Mitmenschen und der gesamten Schöpfung gestalten sollen. Damit ist das Geheimnis, warum es als Folge der Sünden in dieser Welt Krankheit, Leid und Tod gibt, nicht gelüftet. Jedoch feiern wir Christen in der Osternacht das Mystêrion, das Geheimnis des Glaubens, dass wir dort in die Worte des Hymnus fassen: "Auferstehungstag ist heut, lasst Licht uns werden all ihr Völker. Pas´cha, Pas´cha des Herren, den vom Tode zum Leben und von der Erde zum Himmel hat uns Christus, unser Gott, geführt, die wir das Siegeslied nun singen!“ (Osterkanon, 1. Ode) und das wir dann in österlicher Freude wieder und wieder mit dem Gesang verherrlichen: "Christus ist erstanden von den Toten, im Tode zertrat ER den Tod und schenkte denen in den Gräbern das Leben".

 

Der Vollständigkeit halber soll hier erwähnt werden, dass es im griechischen Trebnik auch einen Gottesdienst gibt, der zur Ölung der Verstorbenen gefeiert wurde. Schon im ersten Jahrtausend wurden in Syrien die Toten liturgisch gesalbt. Ab dem Ende des fünfzehnten Jahrhunderts entwickelte die griechische Orthodoxie ein Sonderformular der "Totenölung“. Dessen Struktur ist großteils die gleiche wie die der gewöhnlichen Krankensalbung, aber das Hauptthema der Gebete ist hier die Seelenruhe sowie die Sündenvergebung für den Verstorbenen (vgl. hierzu: Tzerpos, Dêmêtrios: Hê Akolouthia tou Nekrôsimou Euchelaiou kata ta cheirografa euchologia tou 14–16 aiôna. Sumbolê stên historia kai tên theologia tês christianikês latreias, Athen 2000)