Die Heilige Beichte

Das Mysterion der heiligen Beichte

 

Vater Moses 

 

Mönch des Heiligen Berges Athos

 

Die Beichte ist ein von Gott überliefertes Gebot und stellt eines der Mysterien unserer Kirche dar. Die Beichte ist keine typische, aus Gewohnheit „für das Gute“ und wegen der bevorstehenden Feste, übereilte und provisorische Handlung, welche aus einer Aufgabe oder Verpflichtung hervorgeht, und dem Zwecke der psychologischen Beruhigung dient. Die Beichte muss immer mit der Reue verbunden sein. Ein Altvater vom Heiligen Berg Athos sagte: „Viele beichten, wenige bereuen.“ (Aemilian aus Simonopetra).

 

Die Reue ist eine freie, gepflegte, interne, sorgfältige Ausarbeitung, der Aufreibung und der Trauer, wegen der Entfernung von Gott durch die Sünde. Die wahre Reue ist nicht mit der unerträglichen Trauer, mit übertriebenem Kummer und unerbittlichen Schuldgefühlen verbunden. In diesem Fall handelt es sich eher nicht um eine aufrichtige Reue, sondern um heimlichen Egoismus, Schaden, Zufügung auf das „ich“, Zorn auf uns Selbst, welches sich rächt, weil es ausgestellt und beschämt wird und so etwas nicht duldet. Reue bedeutet Wechsel des Geistes, der Mentalität, des Metabolismus, die Sporen der Sittenreinheit geben, Hass der Sünde. Reue bedeutet auch Liebe der Tugend, Gutmütigkeit, Wunsch, Bereitwilligkeit und Drang zur Wiederverbindung mit Christus durch die Gnade des allmächtigen Geistes. Die Reue bricht aus der Tiefe des Herzens auf, sie vollendet sich jedoch notwendigerweise im Mysterium der göttlichen und heiligen Beichte.

 

Der Beichtende beichtet wahrhaft und demütig angesichts des Beichtvaters, wie im Angesicht Christi. Kein Wissenschaftler, Psychologe, Psychoanalytiker, Psychiater, Soziologe, Philosoph, Theologe kann den Beichtvater ersetzen. Keine Ikone, sei sie auch die wundertätigste, kann das geben, was die Stola des Priesters gibt, d. h. die Vergebung der Sünden. Der Beichtvater übernimmt den Beichtenden, er adoptiert ihn und er schafft ihn geistlich neu. Deswegen heißt er „geistlicher Vater“. Die geistige Vaterschaft ist normalerweise lebenslänglich, heilig und stark, und zwar stärker als verwandtschaftliche Verbindung. Die geistige Geburt ist schmerzhaft. Der Beichtvater beobachtet mit Ehrfurcht vor Gott, „an den er Rechenschaft wiederzugeben hat“, mit Kenntnis, Demut und Liebe den Kampf des Beichtenden und führt ihn diskret an der Hand auf den Weg des Lebens in Christus.

 

Unsere heilige Mutter, die Orthodoxe Kirche, ist der Leib des auferstandenen Christus. Sie ist eine unendliche Heilanstalt zur Heilung der kranken, sündigenden Gläubigen von den Verletzungen, den Wunden und den Krankheiten der Sünde, den krankheitserregenden Dämonen und den giftigen, dämonischen Fallen und den Einflüssen der Leidenschaften, die von den Dämonen hervorgerufen werden.

 

Unsere Kirche ist weder eine Zweigstelle des Sozialministeriums noch wetteifert sie mit den verschiedenen Vereinen, um diese in der sozialen Wohltätigkeit zu übertreffen. Keineswegs verneint sie dieses wichtige und gutmütige Werk, welches sie reichlich und ausgezeichnet durchführt, sondern sie ist in erster Linie die Spenderin des Sinnes des Lebens, der Erlösung und des Heils der Gläubigen, „für welche Christus gestorben ist“, durch deren Beteiligung an den Sakramenten der Kirche. Die Stola des Priesters ist ein Hobel (wie der Altvater Paissios der Hagiorit sagte), welcher die Menschen poliert und in Ordnung bringt. Sie ist ein therapeutisches, Leidenschaften tötendes Skalpell und nicht die Sichel des Arbeitswahnsinns oder ein Symbol der Gewalt. Sie ist die Dienerschürze im Dienst der Menschen zu ihrer Heilung und Rettung.

 

Gott verwendet den Priester, um seinem Geschöpf zu verzeihen. Das sagt bezeichnenderweise das Gebet: „Gott vergibt dir durch mich, den Sünder, alles, sowohl in der heutigen Zeit als auch in der Zukunft. Und mögest du tadellos an seinem furchterregenden Altar erscheinen. Über die ausgesprochenen Vergehen brauchst du keine Sorge zu haben. Gehe in Friede”. Ungebeichtete Sünden werden den Menschen auch in der Zukunft belasten. Gebeichtete Sünden werden nicht nochmals gebeichtet. Das wäre so, als ob man nicht an die Gnade des Sakramentes glaubte. Gott kennt die Sünden. Aber zu ihrer Vergebung sollen Demut und Heilung erworben werden. Der manchmal stattfindende Vorwurf der Sünden hebt nicht die Liebe der Kirche auf, sondern stellt erzieherischen Besuch zum besseren Bewusstsein der Schulden dar.

 

Nach dem seligen Nikodemus dem Hagioriten „ist die Beichte eine freiwillige, durch den Mund stattfindende, ergreifende, anklagende, gerade, ohne Schande, entschlossene Offenbarung der bösen Taten und Worte und Gedanken, die zu einem richtigen Geistlichen erfolgt“. Der gotttragende Selige erwähnt kurzgefasst und wichtig, dass die Beichte willentlich, frei, ungezwungen und furchtlos stattfinden muss, ohne dass der Beichtvater Todesangst hat, das Bekenntnis des Beichtenden zu entbinden. Der Beichtende handelt mit Ergriffenheit, d. h. mit Bewusstsein des Bedauerns, welches die Sünde aufrichtig bei Gott hervorgerufen hat. Es gibt keine sentimentalen, heuchlerischen, mutlosen Tränen, sondern echte Ergriffenheit, die Zertrümmerung, Reue, Hass der Sünde, Liebe der Tugend, Kenntnis der Dankbarkeit gegenüber dem gnadenspendenden Gott bedeutet. Anklageeigenschaft bedeutet verantwortliche Beichte ohne Ausreden.

 

Viele und unterschiedliche Sachen werden gesagt. Am Ende gibt es einen zweckdienlichen, bedeutenden und hervorragenden Punkt: unsere Erlösung, um die wir uns nicht immer kümmern. Die Erlösung wird nur durch aufrichtige Reue und reine Beichte erreicht. Die Reue öffnet nicht nur das himmlische, sondern auch das irdische Paradies mit dem Vorgeschmack unaussprechlicher Freude des unendlichen Himmelreiches und des fantastischen Friedens von jetzt an.

 

Die beichtenden Menschen können die wahrhaft, echt Fröhlichen, die Friedlichen und Friedentragenden, die Prediger der Reue, der Auferstehung, der Verklärung, der Freiheit, der Gnade, des Segens Gottes in ihren Seelen und in ihrem Leben sein. Der Heilige Johannes Chrysostomos sagt, dass die reiche Gnade Gottes den Wolf zum Schaf macht. Keine Sünde übersteigt die Liebe Gottes. Keinem Sünder ist es unmöglich, heilig zu werden, wenn er dies möchte. Das beweisen uns die vielen reumütigen Heiligen aus dem Synaxarion.

 

Meine lieben Geschwister, die Stola des Beichtvaters kann wundertätiges Skalpell zur Entfernung der bösartigen Geschwüre werden, Tote auferwecken, die unordentliche Welt erneuern und verklären, Erde und Himmel erfreuen.

 

Gedanken über die heilige Beichte

 

Sie ist das menschenfreundliche Mysterion der Liebe Gottes. Sie ist das Sakrament der geistlichen Reinigung und der Heilung der Seele.

 

Wie die heilige Beichte in uns wirkt

 

Die heilige Beichte beginnt mit unserer Bereitschaft zur Reue. Reue ist in unserem Zeitalter der Selbstorptimierung, der Selbstverwirklichung und Selbstrechtfertigung für viele Menschen ein äußerst schwieriges Wort. Wir glauben, dass wir keine Sünden zu haben. Wir psychologisieren wir rechtfertigen uns selbst und wir wälzen die Verantwortung und Schuld gern auf andere ab. Damit wir aber Gott begegnen können, müssen wir zuerst unsere Sünden ankennen und zugeben,dass wir gefehlt haben und in die Irre gegangen sind. Wir müssen bereuen, also nach der  Menschenliebe Gottes verlangen.

 

Reue ist sicherlich auch das Gefühl des Bedauern. Reue umfasst durchaus mein ehrliches Eingeständnis: "Es tut mir (wirklich) leid!" Reue umfasst aber weit mehr als mein Gefühl der Zerknirschung, obwohl Reue durchaus vom Gefühl der Scham begleitet ist. Aber Reue ist eben nicht nur ein Gefühlsmoment, sondern auch die Bereitschaft zum Innehalten und zur ehrliche Selbstdiagnose. Reue ist das persönliche Eingeständnis meines Zukurzkommens und Scheiterns gegenüber Gott und meinem Nächsten. Reue ist das niederschmetternde Selbsteingeständnis, dass ich von der Liebesgemeinschaft mit Gott und meinem Nächsten, zu der ich durch die heilige Taufe und Myronsalbung berufen bin, abgeirrt bin. Deshalb ist Reue in keiner Weise gleichzusetzen mit Verzweiflung oder Resignation, sondern Reue beinhaltete das nüchtere Eingestehen des eigenen Versagens und auch die freiwillige und feste Bereitschaft zur Richtungsänderung in meinem Leben. Reue ist Umkehr. Reue ist beständige Entscheidungzur Nachfolge Christi. Reue ist meine Pilgerschaft auf dem Weg zur Theosis, zur gnadenhaften Veränderung und Umgestaltung in das auf Bild Christi.

 

Die Reue ist die unverzichtbare Grundvorausssetzung für den würdigen Empfang der heiligen Beichte. Die Reue wird im Sakrament der heiligen Beichte vollendet, wenn der Mensch mit dem Priester - als dem Mittler des Heilswirkens Christi und der göttlichen Gnade in der Kirche - seine Fehler vor Gott Selbst bekennt. Nicht der Priester oder gar eine rechtlich verstandene "Institution Kirche", sondern Gott Selbst ist der Adressat unseres Sündenbekenntnisses, unserer Reue und Umkehr. Der Priester erteilt uns danach die Lossprechung von unseren Sünden und Verfehlungen, aber nicht als Rechtsakt, sondern als ein Herabflehen des Heiligen Geistes, als eine Epiklese über uns. Die Beichte ist also kein Gericht, sondern ein geistliches Medikament, ein Heilsmittel Gottes zu unserer Erlösung. Die heilige Beichte versöhnt uns mit Gott und einigt uns erneut mit der heiligen Kirche, als dem mystischen Leib Christi auf Erden.

 

Das Sakrament der heiligen Beichte ist keine Diskussion mit dem Priester und auch kein Gespräch mit einem Psychologen. Die heilige Beichte ist ein wichtiger Teil des Gnadenwirkens Christi vermittels Seiner Heiligen Kirche. Nur die heiligen Apostel und in ihrer Nachfolger, die Priester, erhielten die Vollmacht, die Sünden zu lösen (vgl.: Matthäus 18: 18). Dabei dürfen wir das Handeln des Priesters nicht als ein richterliches Urteil über uns missverstehen. Was in der heiligen Beichte geschieht. müssen wir vielmehr als eine ärztliche Diagnose verstehen. Die heilige Beichte ist nicht Erniedrigung, sondern Hilfeschrei: "Herr, heile mich! Herr, heile meine Sünde und Schuld! Herr befreie mich von meinen Leidenschaften!" Die heilige Beichte hat grundsätzlich heilenden, therapeutischen Charakter. Sie befreit uns von den Entwurzelungen unserer Leidenschaften, sie dient zur Befreiung von der Last, von unseren Schulden, von der Aufregung und der Betrübnis, die die Früchte unserer Sünden sind. Das Sakrament der heiligen Beichte ist eine geistliche Behandlung, die uns zur wahren Heilung führt. Die heilige Beichte hilft uns, damit unsere Seele von der Sündenlast krank gewordene Seele heil werden kann. Das Sakramentwirkt aber nicht magisch. Es "funktioniert" entsprechend unserer Bereitschaft zur Aufrichtigkeit, unserer gewissenhaften Vorbereitung und eben auch unserer bereitschaft zum geistlichen Gehorsam gegenüber unserem Beichtvater als einem geistlichen Arzt.

 

Hindernisse und Vorbehalte

 

Die Angst oder die Hoffnungslosigkeit: Das erste große Missverständnis besteht darin tzu meinen Die Beichte sei eine Art kirchliche Strafe. Gott bestraft nicht in oder durch die heilige Beichte. Gott möchte uns als ein barmherziger und menschenliebender Gott heilen und erretten. die heilige Beichte und die heilige Kommunion sind seine geistlichen Mittel, die Er dazu anwendet. Haben wir also keine Angst. Wir werden dort Seinem liebenden Vaterherzen begegnen.

 

Die Scham: Das größte Missverständnis über die Kirche besteht darin, sie als einen Verein der Perfekten misszuverstehen. Die Kirche ist vielmehr ein Krankenhaus, ein Ort wo Sünder geheilt werden und auf den Weg zur Heiligkeit voranschreiten können. Wir zeigen dem Prister als unserem Beichtvater vertrauensvoll unsere Krankheiten und Wunden. Er handelt dann als der geistliche Arzt an Christi statt an uns , damit wir geheilt werden. Im Mysterion der heiligen Beichte übermittelt uns Gott Selbst Seine rettende Gnade durch das sakramentale Handeln des Priester, der Christus als den wahren Hohepriester in Seiner Kirche repräsentiert und uns dadurch im Sakrament (der heiligen Beichte) dient. Auch der Priester ist ein sündiger Mensch, aber er ist durch die heilige Chirotonia (χειροτονία), die heilige Priesterweihe, zum menschlichen Werkzeug der göttlichen Gnade geworden. Durch den Priester und seine Worte handelt Christus Selbst an uns.

 

Über die Sünden

 

Metropolit Antony (Bloom) von Suroš

 

Für viele Menschen gehören Sünden nicht zum Alltagsleben der modernen Welt. Sie stellen in ihren Augen einen Anachronismus dar, sind nicht mehr zeitgemäß. Man will sich nicht vorschreiben lassen, wie man zu leben habe und schon gar nicht mit dem moralischen Zeigefinger gedroht bekommen. Nicht selten ruft die Erwähnung des Begriffes „Sünde“ sogar ein ironisches Lächeln hervor: „Von diesen moralin-sauren Vorschriften ist der heutige Mensch zum Glück frei“ scheint es auszudrücken und gleichzeitig schwingt dabei mit, dass die Sünde eine süße Verlockung ist und die Übertretung von Geboten dem persönlichen Genuss zu Gute kommt, ja dass gerade das Versuchen des Verbotenen besonders lustvoll ist. Brave Menschen kommen in den Himmel, böse überall hin.

 

In vielen Gebeten bitten wir um die Vergebung unserer Sünden, unserer Schuld. „Vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern“ heißt es im Vaterunser, dem Gebet des Herrn. Folgende Fragen habe ich mir dazu oft gestellt: Welche Schuld habe ich denn schon groß auf mich geladen? Kann man überhaupt leben, ohne täglich eine der vielen „kleinen Sünden“ zu begehen? Reicht es nicht, sich an die Zehn Gebote zu halten? Wir alle machen doch Fehler. Ist das denn gleich „Sünde“? Das Leben fordert mir viel ab; warum soll ich mir das Leben noch schwerer machen, indem ich mich als Sünder begreife? Glaube soll doch aufbauen, die Auseinandersetzung mit meinen Sünden zieht mich aber runter.

 

Früher wusste ich nicht, was mit dem Begriff der Sünde überhaupt gemeint ist. Die kürzeste und zugleich umfassende Definition gab mir unser Priester: Sünde ist alles, was sich zwischen dich und Gott stellt und alles, was sich zwischen Dich und deine Mitmenschen stellt. Das erinnert stark an das Liebesgebot aus dem Neuen Testament „Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben aus deinem ganzen Herzen, aus deiner ganzen Seele, aus deinem ganzen Gemüte und aus allen deinen Kräften. Dies ist das erste und größte Gebot. Ein zweites aber ist diesem gleich: du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.“ (Matthäus 22:37-39)

 

Sünde ist, was dich von deinem Nächsten entfernt. Das ist unendlich viel. Die Aufmerksamkeit, die du dem anderen verwehrst. Wenn du ihn nicht ernst nimmst. Wenn du ihm etwas unterstellst. Wenn du nicht aufrichtig zu ihm bist. Wenn du mehr auf deinen eigenen Vorteil bedacht bist. Wenn du ihn verletzt oder traurig machst. Wenn du ihn in eine Notlage versetzt. Wenn du ihm Hilfe verwehrst.


Viele dieser Sünden begeht man jeden Tag. Manchmal willentlich, manchmal unabsichtlich. Mir wurde klar, dass Sünde nicht die eine große, böse Missetat ist, sondern sehr alltäglich. Wir begehen täglich Sünden, die uns von unseren Mitmenschen entfernen. Wie ist das denn auch zu schaffen, immer aufrichtig zu sein und jedem gerecht zu werden? Es ist für uns nicht zu schaffen. Aber Gott ist alles möglich. Durch unser Bemühen und die Gnade Gottes haben wir die Chance, unser Leben zu verbessern.

 

Mag sie auch noch so alltäglich sein, jede Sünde wiegt schwer. Und es ist nicht an uns, den Grad ihrer Schwere zu bestimmen. Jede Sünde haben wir sehr ernst zu nehmen. Und es ist nicht unser Recht, sie uns selbst zu verzeihen. Aber wir haben allen Anlass, auf die Gnade Gottes zu hoffen, dass er so barmherzig ist, uns die Vergehen nicht anzurechnen, obwohl wir es nicht wert sind.

 

Es heißt „Woran du dein Herz hängst, das ist dein Gott“. Wenn wir also, statt zu versuchen mit aller Kraft unseren Herrn zu lieben, uns hinreissen lassen, all unsere Energie ausschließlich in unseren Beruf, in Hobbies und Zerstreuung zu investieren, wenn unser Leben bestimmt ist von der Liebe zum Auto, zum Computer, zu Essen und Trinken, das ganze Jahr darauf ausgerichtet ist, einen schönen Urlaub zu machen, der Fußballclub, die Pop-Gruppe, das schöne Haus mit Garten unser Herz ausfüllen, machen wir uns schuldig. Denn es ist klar, dass wir uns dadurch von Gott entfernen. Und Sünde ist alles, was sich zwischen Gott und dich stellt.

 

Wenn wir es vorziehen, uns und unsere Wünsche in den Vordergrund zu stellen, werden wir sündig. Weil wir uns dadurch vom Mitmenschen entfernen und von Gott. Nur wenn wir versuchen, weniger uns selbst zu leben, können wir uns von der Sünde entfernen.

 

Es gibt Sünden, die Jesus selbst benennt: „Aus dem Herzen des Menschen kommen böse Gedanken und mit ihnen Unzucht, Diebstahl und Mord; Ehebruch, Habsucht und Niedertracht; Betrug, Ausschweifung und Neid; Verleumdung, Überheblichkeit und Unvernunft“ (Markus 7:21-22). Darüber hinaus kennen wir die Achtlasterlehre nach Evgarius Ponticus. In ihr werden Völlerei, Unzucht, Geiz, Zorn, Traurigkeit, Trägheit, Eitelkeit, Stolz als zentrale Sünden, die häufig andere Sünden nach sich ziehen, identifiziert. Diesen Sünden ist eins gemeinsam: Immer steht das Ich im Vordergrund, die eigenen Wünsche und Empfindungen.

 

Warum ist es nötig, sich mit seinen Sünden auseinander zu setzen? Wo es doch ein so quälender Prozess ist, dem man gerne aus dem Weg gehen möchte. Wo es mir doch so schwer fällt, mich wirklich auf Gottes Gebot einzulassen, vor dem meine Sünden auf einmal ganz klar werden. Und wo es so schnell passiert, wieder die richtige Sichtweise zu verlieren und großzügig mit seinen vermeindlich kleinen Vergehen umzugehen.

 

Wenn wir Jesus nachfolgen wollen, dann gibt es nur den einen Weg, den Er selbst beschreibt: „Wer mir folgen will, muss sich und seine Wünsche aufgeben, sein Kreuz auf sich nehmen und hinter mir her gehen.“ (Markus 8:34-37). Wenn eben gerade dies Sünde ist, nur sich und seinen eigenen Wünschen zu leben, anstatt sie aufzugeben und für Gott und die Mitmenschen zu leben, dann ist es klar, warum der Weg, auf den Jesus uns ruft, nur über die Auseinandersetzung mit der Sünde führen kann. Ich glaube, der ernsthafte Kampf mit den eigenen Sünden ist ein Teil dessen, was „sein Kreuz tragen“ bedeutet. Zur Ernsthaftigkeit gehört dazu, nicht den Grad der Sünde ermessen zu wollen, sondern selbst anscheinend „kleine Sünden“ vollkommen wichtig zu nehmen und nicht eigene mit den Sünden anderer zu vergleichen.

 

Wie beichtet man?

Beichte so, als ob es das letzte Mal wäre und die Stunde deines Todes schon gekommen ist.

 
Beichte so, als ob es die letzte Möglichkeit sei, wo du auf dieser Erde deine Reue zeigen kannst für dein ganzes bisheriges Leben, bevor du in die Ewigkeit eintrittst. Denn danach wirst du vor dem Gesicht Gottes stehen. Betrachte es so, als ob es die letzte Stunde ist, in der du von deinen Schultern die Last deines langen unwahren Lebens und die Sünde abwerfen kannst und du die Möglichkeit hast, als freier Mensch in das Königreich einzugehen. Wenn wir so über die Beichte denken und so beichten werden, wissend und sich nicht nur vorstellend, sondern mit ganzer Entschlossenheit wissend, dass wir zu jeder beliebigen Zeit sterben können, würden wir keine sinnlosen (leeren) Fragen stellen. Dann könnte unsere Beichte eine aufrichtige und wahrhaftige Beichte sein. Wir würden nicht versuchen die schweren uns selbst anklagenden, uns demütigenden Worte zu umgehen.

 
Wir würden sie mit der ganzen Strenge der Wahrheit aussprechen.

 
Wir würden uns nicht überlegen, was wir sagen oder worüber wir zu sprechen haben oder worüber wir nicht zu sprechen brauchen.

 
Wir würden all das, was in unserem Bewusstsein Unwahrheit oder Sünde ist frei aussprechen, alles was in der menschlichen Natur eines Christen unwürdig macht. Es würden in unseren Herzen keine Gedanken der Selbstverteidigung aufkommen. Wir würden uns keine Frage stellen, ob wir dies oder jenes sagen sollten.

 
Wir würden uns bewusst sein und wissen, womit wir in die Ewigkeit eingehen dürfen und was uns daran hindert. So also lautet die Antwort, wie man beichten soll, und das ist einfach, es ist erschreckend einfach.

 
Wir tun es nicht, da wir uns vor der erbarmungslosen und der direkten Offenheit vor Gott und den Menschen ängstigen.

 
Vor 2000 Jahren ist Christus auf die Erde gekommen. Er lebte unter uns- der Erlöser ist gekommen, um uns zu finden, uns die Hoffnung zu geben, uns durch die göttliche Liebe zu überzeugen, dass alles möglich ist, wenn wir an Ihn glauben und an uns selber auch. Aber jetzt naht die Zeit, wo Er vor uns stehen wird in der Stunde unseres Todes oder der Stunde des letzten Gerichtes.

 

Er wird uns weiterhin vor Augen sein als der gekreuzigte Christus, mit angenagelten Füßen und Händen und verletzt von der Dornenkrone und wir werden sehen, dass Er gekreuzigt ist, weil wir gesündigt haben. Er starb, weil wir das Todesurteil verdient haben, weil wir die ewige Verdammnis verdient haben.

 
Er ist zu uns gekommen, wurde einer von uns, lebte unter uns und ist für uns gestorben. Was aber werden wir dann sagen? Das Gericht wird nicht darin bestehen, dass Er uns verurteilen wird. Das Gericht wird darin bestehen, dass wir Denjenigen sehen werden, den wir mit unseren Sünden getötet haben. Wir werden Den schauen, Der mit seiner ganzen Liebe vor uns stehen wird. Und damit wir das vermeiden konnten, müssten wir zu jeder Beichte so herantreten, als ob das die Stunde unseres Todes wäre, der letzte Augenblick unserer Hoffnung vor dem was wir sehen werden.